Für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit – Christoph Leuppi
Man liest und hört es leider immer wieder. Sobald man eine Massnahme zur Bewältigung der Klimakrise in der Schweiz vorschlägt, kommt aus bestimmten bürgerlichen Kreisen reflexartig zurück: «Was nützt es dem Klima? Die Schweiz ist ja sowieso nur für 0.1 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich.» Gehen wir dem auf den Grund – Schritt für Schritt.
Als erstes gilt es zu verstehen, dass sich die 0.1 Prozent nur auf die Inlandemissionen der Schweiz beziehen. Die direkten und indirekten Einflüsse unserer globalisierten Wirtschaft sind darin nicht enthalten. Zählen wir diese dazu, wie zum Beispiel die Importe und die Investitionen des Finanzplatzes, dann steigt der Anteil je nach Schätzung auf 2-3 Prozent. Denn unsere Wirtschaft ist alles andere als klein. Sie gehört zu den 25 grössten der Welt.
Gehen wir einen Schritt weiter und schauen uns die Treibhausgasemissionen pro Kopf an, finden wir die Schweiz in den globalen Top 15. Dazu muss man wissen, dass im weltweiten Vergleich die 10 Prozent Reichsten rund die Hälfte aller Emissionen verursachen. Die ärmeren 50 Prozent der gesamten Weltbevölkerung verursachen dagegen nur 7 Prozent.
Überträgt man diese Zahlen auf die Landkarte, merkt man schnell, dass diejenigen von der Klimaerwärmung am meisten betroffen sind, welche am wenigsten dazu beigetragen haben. Bis zu 3.5 Milliarden Menschen leben heute in Gebieten, die stark von der Klimakrise betroffen sind. Da die Länder in diesen Gebieten meist nicht über genügend finanzielle Mittel verfügen, können sie die Menschen kaum vor den Auswirkungen schützen. Das ist ungerecht.
Zusammengefasst lässt sich daraus schliessen: Die Schweiz hat im globalen Vergleich schon sehr viel emittiert und tut dies weiterhin. Aus der Optik der südlichen Staaten muss es grotesk anmuten, wenn sich reiche europäische Staaten mit dem eingangs erwähnten Scheinargument aus der Verantwortung stehlen.
Doch was bedeutet dies nun für die Schweizer Klimapolitik? Wir müssen vorausgehen und unsere Möglichkeiten ausschöpfen. Dies nennt man Klimagerechtigkeit. Die Schweiz hat das Knowhow und den Wohlstand. Wir können im Kampf gegen die Klimaerwärmung einen wirklichen Beitrag leisten.
Und damit machen wir nicht primär unsere Wirtschaft kaputt. Im Gegenteil. Die Reduzierung der Treibhausgasemissionen ist eine ökonomische Chance. Der Forschungs- und Wirtschaftsstandort Schweiz ist in der Lage, Technologien zu entwickeln, vorwärtszubringen und Probleme zu lösen. Damit fördern wir die Wertschöpfung im Inland und werden mitunter unabhängiger von Staaten wie Russland. Wir Grünen sorgen derweil dafür, dass dieser Wandel sozial verträglich geschieht und nicht noch mehr Ungleichheiten entstehen.
Packen wir es an! Nehmen wir unsere Verantwortung wahr. Ohne Ausflüchte, dafür mit Herz und Verstand.