In der BZ von letztem Samstag lässt sich der Regierungsstatthalter C. Lerch mit dem Satz zitieren, sein Entscheid gegen Afterhours in einem Klub sei «grundsätzlicher Natur. Die untere Altstadt solle nicht zur Partymeile werden.»
Der gefällte Einzel-Entscheid gegen diesen Klub ist nachvollziehbar und für viele verständlich: Die GFL zeigt sich denn auch nicht vom individuellen Entscheid sondern von der Allgemeingültigkeit der Aussage Lerchs befremdet. Die Irritation besteht vor allem darin, dass eine Kantonale Behörde in der Stadt Bern fast exklusiv Kultur- und „Ausgangs“-Politik betreibt.
Seit langem fordert die GFL vom Gemeinderat ein „Nachtleben“-Konzept. Seit noch längerer Zeit besteht die Politik der Stadt Bern darin, konzeptlos Bewilligungen erteilen und wegnehmen zu lassen. Mal soll das Nachtleben in der oberen Altstadt stattfinden, dann wird die gesamte Aarbergergasse annähernd geschlossen, weil Herr Lerchs Vorgängerin feststellt, dass Nachtleben nicht emissionsfrei ist.
Über 10 Jahre hat die Stadt Bern zugeschaut, wie sich zwischen Nydeggbrücke und Zytglockenturm eine einzigartige und lebhafte Nachlebenskultur entwickelt hat. „Plötzlich“ wird festgestellt, dass jede Medaille eine Kehrseite hat – nun soll alles wieder verschwinden. Mit der Bauordnungsabstimmung vor 2 Jahren wurde die Anzahl der Klubs plafoniert. Von einer Stilllegung der untern Altstadt war damals nie die Rede!
Ähnlich das „Konzept“ in der oberen Altstadt: Dort sollte – laut Aussagen des Gemeinderates vor ca. 10 Jahren – das Nachtleben angesiedelt werden. Als Regierungsstatthalterin Mader letzten Herbst mit Riesenkugeln auf das dortige Nachtleben schoss, blieb Berns Regierung stumm…  Nun folgt nach der Attacke von Regula Mader vor einem halben Jahr der Folgeschlag des Herrn Lerch.
Die GFL ist der festen Überzeugung, dass in einer Hauptstadt das miteinander aller Nutzungen oberste Priorität geniesst. Das Nachtleben gehört genau so zu Bern wie das Gewerbe, die Bewohner oder die Touristen. Im Zentrum sollten dabei der Dialog der verschiedenen Nutzerinnen und der Gegenseitige Respekt stehen. Um einen solchen Dialog aber zu ermöglichen braucht es Leitplanken. Diese muss die Stadt endlich setzen, damit nicht mehr der Kanton die Politik der Stadt bestimmt.
Die GFL fordert die zuständigen Direktionen auf, mit der Beantwortung der interfraktionellen Interpellation „Schluss mit Lustig? Wie stellt sich die Stadt dazu, dass das Regierungsstatthalteramt das Nachtleben in der Hauptstadt abzuwürgen versucht?“ vom September 2009 zu beantworten und darin endlich Stellung zu beziehen, wie er sich das Miteinander einer Wohnstadt und eines hauptstadtgerechten Nachtlebens vorstellt.
Die GFL wünscht sich, dass der Gemeinderat nun das Ruder in die Hand nimmt und – zusammen mit allen beteiligten Parteien – ein Konzept ausarbeitet, welches das Zusammenleben aller Interessen zu Regelen versucht und der Stadt endlich das Heft in die Hand gibt, um die Nachlebens und Kulturpolitik nicht einfach dem Statthalter zu überlassen.