Am Donnerstag, den 26.05.11 beriet der Berner Stadtrat über den Bericht des Gemeinderates zur Jugendmotion Linder „Legale Graffitiwände in der Stadt Bern.“ (http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2011/08.000145/file) In der Diskussion ist offensichtlich geworden, was bereits im Vorfeld kritisiert wurde:

1) Die Beantwortung und Umsetzung dieser Jugendmotion hat viel zu lange gedauert. Wenn man den Jugendlichen ein politisches Instrument zum Mitreden geben will, dann macht das nur Sinn, wenn eine Umsetzung auch möglich ist, bevor die Jugend der Motionär/innen vorbei ist. Die vierjährige Laufzeit bis zum – unbefriedigenden – Bericht des Gemeinderats war viel zu lang – und für die Jugendmotionäre wohl mehr Frust als Lust.
Die ursprüngliche Idee der Motionär/innen mit rein finanziellen Bedenken des Tiefbauamtes zu kippen zeugt auch nicht gerade von einem grossen Umsetzungswillen des Gemeinderates.
2) Gerade bei der Umsetzung von Jugendmotionen wäre es äusserst angezeigt, die Ideen-Lieferant/innen in den Prozess mit einzubeziehen. Dass das im vorliegenden Fall nicht geschehen ist führt dazu, dass die Ausführung, wie der Gemeinderat sie vorsieht, an den Bedürfnissen der Jugendlichen vorbeizielt. Das ging nicht nur aus der Antwort der Jugendlichen auf den Bericht hervor.
3) Erstaunlich auch, dass auch der TOJ, der im Bericht als Träger des Graffiti-Projekts bezeichnet wird, in die Genese des Berichts und des „Projekts“ nicht – oder kaum – miteinbezogen worden ist udn vom im Bericht des Gemeinderates erwähnten Auftrag noch nichts wusste…
Aus all’ diesen Gründen hat GFL-Stadtrat Manuel C. Widmer am letzten Donnerstag untenstehendes Postulat „Jugendmotion Linder wirklich erfüllen: Legale Graffitiwand am Loryplatz“ eingereicht. Es fordert nicht mehr als die Umsetzung der Jugendmotion Linder im ursprünglichen Sinn. Es muss in Bern doch möglich sein, dieser Jugendkultur-Form einen Platz zuzuweisen, wo sie sich ausdrücken und ihre Kunstform legal ausleben können.
Für alle Redner/innen im Stadtrat war und ist die Geschichte nicht abgeschlossen und wenig bedürfnisgerecht gelöst. Dem könnte mit dem Postulat Abhilfe geschaffen werden – so der Gemeinderat denn doch noch will.
 

POSTULAT FRAKTION GFL/EVP (Manuel C. Widmer)

 

Jugendmotion Linder wirklich erfüllen: Legale Graffitiwand am Loryplatz

In der Antwort auf die Jugendmotion Basil Linder „Legale Graffitiwände in der Stadt Bern“ legt der Gemeinderat vor allem dar, warum er die Motion nicht erfüllen kann (oder will). 
 
Nebst dem Kostenargument wird das politische Ersuchen der Jugendlichen mit einem Widerspruch zu “CasaBlanca“ begründet. Dass das legale Sprayen den „Druck“ von andern Wänden wegnehmen würde, wird in der Antwort mit keinem Wort erwähnt.
 
Zudem scheint das „Konzept“, dass der Gemeinderat präsentiert kaum mit den Bedürfnissen der künftigen Nutzer/innen überein zu stimmen.
 
Schon in der Motion selber werden grosse Wände gefordert, damit bestehende Graffitis nicht sofort wieder übersprayt werden und auch gesehen werden können. 
 
Zudem ist das Sprayen – nebst einer Ausdrucksform einer Jugendkultur – auch ein gewaltfreier „Kampf“ zwischen Graffitikünstler/innen. Um diesen friedlichen Fight künstlerisch ausleben zu können, sollten die Werke gegenseitig begutachtet werden können, damit sie später künstlerisch in einem neuen Werk übertroffen werden können.
 
Der Gemeinderat gibt sich im Bericht zur Jugendmotion Mühe, zu erklären, warum die vorgeschlagenen Orte nicht in Frage kämen. Die vorgeschlagenen mobilen Holzwände können einen gewissen Grundbedarf sicher decken uns an einigen Orten zur künstlerischen Betätigung einladen. Aber Graffitis brauchen Platz – und der steht mit der vorgeschlagenen Lösung kaum zur Verfügung.
 
Allerdings gäbe es eine Wand in Bern, die eine Verschönerung dringend nötig hätte und jeder Farbflecken schon einer solchen gleichkäme. Es ist die lange und hohe Mauer entlang der Effingerstrasse vom Frauenspital über den Loryplatz bis zur Friedbühlstrasse.
 
Eine Graffitiwand würde auch das triste Bild, das der Loryplatz nach wie vor abgibt, aufwerten.
 
Der Gemeinderat wird ersucht zu prüfen, wie die erwähnte Wand am Loryplatz im Sinne der Jugendmotion Linder als legale Graffitiwand – gemäss der vorgeschlagenen Idee im Bericht zu derselben – in Zusammenarbeit mit TOJ und zukünftigen Benützer/innen genutzt werden könnte.
 
Bern, 26. Mai 2011