Tatsächlich sind die Mechanismen stets dieselben, die ins Spiel kommen, wenn eine vermeintlich überlegene, in jedem Falle aber mit mehr institutioneller Macht versehene und/oder durch tradierte gesellschaftliche Übereinkünfte legitimierte Gruppe eine andere Gruppe ausgrenzt, mobbt und von der Teilhabe ausschliesst. Der hier vorgelegte Reglementsentwurf wird dieser Tatsache gerecht und stellt deshalb eine gute Grundlage für künftiges städtisches Handeln dar.

In Bezug auf die geplante Umsetzung fragen wir uns jedoch, ob es in einer Stadt von der Grösse Berns tatsächlich eine weitere getrennte Fachstelle braucht, die sich diesem Thema widmet. Unseres Erachtens wäre es zielführender, wenn unter dem Titel Fachstelle gegen Diskriminierung alle bestehenden Stellen zu einer zusammengefasst würden (inkl. die neu beantragte Erweiterung auf Antisemitismus). Der in der Motion vorgesehene Koordinationsaufwand und die so notwendige Schnittstellenbewirtschaftung werden viel Ressourcen brauchen, ebenso die hier zusätzlich zu den bestehenden Kommissionen für Gleichstellung und gegen Rassismus vorgeschlagene Antidiskriminierungskommission. Diese Kommissionen könnten unseres Erachtens alle in eine zusammengefasst werden. Berlin (viel grösser) ist dergestalt organisiert. Wenn man diese Kopflastigkeit in der Umsetzung beibehält, gehen dort zu viele Ressourcen verloren, die sonst in konkrete Massnahmen fliessen könnten. Wir begrüssen es deshalb, wenn die Motion den Anstoss zu einem Reorganisationsprozess darstellt: Die bestehende gewachsene «Landschaft» der behördlichen und mit Leistungsverträgen ausgestatteten nicht behördlichen Fachstellen müssen auf Redundanzen und Doppelspurigkeiten untersucht und im Sinne einer grösseren Wirkung und Effizienz zusammengefasst werden. Die jetzige Aufsplittung nach jeweils betroffenen Gruppen (Frauen, FINTA, Menschen mit Behinderung oder Menschen anderer Hautfarbe oder Religionszugehörigkeit) bildet einen hervorragenden Nährboden, um sich gegeneinander ausspielen zu lassen. Damit hat die privilegierte «vermeintliche» Mehrheitsgesellschaft leichtes Spiel, um nach dem Prinzip «teile und herrsche» weiterzufahren wie bisher.